Wer entscheidet für mich, wenn ich nicht mehr kann?
Die Tage rund um Weihnachten und Neujahr bieten oft wertvolle Zeit im Kreis der Liebsten: ein guter Moment, sich zu fragen, wer im Ernstfall in Ihrem Namen handeln soll. Denn mit einer Patientenverfügung oder einem Vorsorgeauftrag sichern Sie Ihre Selbstbestimmung, falls Sie eines Tages nicht mehr urteilsfähig sein sollten. Ein Beitrag von Jacline Ferahyan, Fachmitarbeiterin Sozialberatung bei Pro Senectute Schweiz.
Die gewählte Person übernimmt im Ernstfall eine anspruchsvolle Rolle. Sie muss medizinische Entscheidungen treffen, mit Ärztinnen und Behörden kommunizieren und beim Vorsorgeauftrag auch finanzielle und rechtliche Angelegenheiten regeln. Diese Verantwortung ist gross und emotional belastend. Deshalb lohnt es sich, die Wahl sorgfältig zu bedenken.
Was eine geeignete Vertretungsperson ausmacht
Eine geeignete Vertretungsperson kennt Ihre Haltung zum Leben, zu Behandlung und Pflege und respektiert Ihre Wünsche. Sie ist zuverlässig, belastbar und in der Lage, auch unter Druck klare Entscheidungen zu treffen. Nähe und Erreichbarkeit spielen ebenso eine Rolle wie die Fähigkeit, mit Fachpersonen und Behörden zu kommunizieren. Vor allem aber muss die Person bereit sein, diese Verantwortung zu übernehmen. Ein offenes Gespräch ist unverzichtbar, um Erwartungen und Grenzen zu klären.
Im Vorsorgeauftrag halten Sie fest, wer Sie vertreten soll, falls Sie urteilsunfähig werden.
Zum Online-RatgeberViele Menschen setzen automatisch den Partner oder die Partnerin ein. Das kann sinnvoll sein, aber nicht immer: gesundheitliche Einschränkungen oder emotionale Belastung können die Aufgabe erschweren. Auch eine Ersatzperson ist wichtig, falls die erste verhindert ist. Und: Je präziser Ihre Anweisungen in den Dokumenten, desto weniger Interpretationsspielraum bleibt.
Zeit nehmen für die nächsten Schritte
Nehmen Sie sich Zeit für die Entscheidung. Besprechen Sie Ihre Wünsche, halten Sie alles schriftlich fest und informieren Sie die gewählte Person, wo sich die Unterlagen befinden. Ein Hinweis auf der Krankenkassenkarte kann im Notfall helfen.
Checkliste – Bin ich die richtige Person?
Diese Fragen helfen Angehörigen oder Beratenden einzuschätzen, ob sie sich als Vertretungsperson eignen:
- Kenne ich die Werte und Wünsche der Person?
- Bin ich bereit, Entscheidungen in ihrem Sinne zu treffen – auch wenn es mir schwerfällt?
- Kann ich unter Druck ruhig und klar handeln?
- Bin ich erreichbar und habe Zeit, mich zu kümmern?
- Traue ich mir zu, mit Ärztinnen, Behörden und gegebenenfalls Banken zu kommunizieren?
- Bin ich emotional in der Lage, diese Verantwortung zu tragen?