«Die Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit gibt Sicherheit»

Wir hatten die Möglichkeit, folgende vier Fragen an Jacqueline Läderach von Pro Senectute Kanton Bern, Bereich Gesundheitsförderung, zu stellen. Sie ist Dipl. Pflegefachfrau/HF im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention sowie zertifizierte Basisberaterin für Standortbestimmungen nach Advance Care Planning (ACP).

Lea Frankenhauser

Was bieten Sie innerhalb Ihres Pilot-Projekts bei Pro Senectute Kanton Bern an?
Seit Juli 2025 bieten wir im Rahmen eines Pilotprojekts kostenpflichtige ACP-Beratungen an. Mit der Standortbestimmung nach ACP eruieren wir gemeinsam mit der vorausplanenden Person ihre Werte und Einstellungen rund um Krankheit, Sterben und Tod, um Therapieziele für den Fall einer Urteilsunfähigkeit zu definieren. Anschliessend halten wir die Essenz der Wünsche und Präferenzen schriftlich für sie fest.

Mit unserer Beratung können wir so die Hemmschwelle für das Erstellen einer Werteerklärung senken. Zudem tragen wir dazu bei, dass die Patientenverfügung aussagekräftig und anwendbar wird, indem die übergeordneten Ziele bei schwierigen und potenziell lebensbedrohlichen Erkrankungen deutlich werden.

Wie bereiten sich die Beratenden auf ein Gespräch vor? Gibt es dazu einen vordefinierten Prozess?
Um Beratungen nach ACP für Pro Senectute Kanton Bern anbieten zu können, haben meine Kollegin Katrin Lerch und ich dieses Jahr die interessante und herausfordernde Ausbildung zur zertifizierten Basisberaterin nach ACP abgeschlossen. Diese Ausbildung ist für solche Beratungen unerlässlich.

Das Gespräch zur Standortbestimmung nach ACP läuft nach standardisierten Fragen ab. Nichtsdestotrotz erfordert das korrekte Durchführen einer Beratung spezifisches Fachwissen und ein gutes Einfühlungsvermögen. Mit verschiedenen Gesprächs-techniken unterstützen wir die Kundinnen und Kunden dabei, ihre Einstellungen zum Leben, zu schwerer Krankheit und zum Sterben zu formulieren. Zudem dokumentieren wir dabei Eckpunkte für individuelle Therapieziele und Kriterien für mögliche Behandlungsgrenzen. Dies für den Fall, dass man sich selbst nicht mehr dazu äussern kann.

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Was ist besonders herausfordernd bei dieser Beratung?
Die Gespräche mit den Interessierten sind sehr persönlich. Wir vertiefen Gedanken, reflektieren und klären Ambivalenzen und suchen Antworten auf existentielle Fragen. Das ist anspruchsvoll und benötigt Zeit und Konzentration von allen Beteiligten. Ich schätze diese Gespräche aber genau deswegen sehr. Es berührt mich, wenn die Menschen ihre Gedanken, Überlegungen und Emotionen mit mir teilen. Ich empfinde es als Geschenk, für diesen Moment an ihrem Leben und ihren Erfahrungen teilhaben zu dürfen. Dabei lerne ich auch für mich sehr viel.

Es ist eine verantwortungsvolle und wichtige Aufgabe, diese persönlichen Aussagen im Anschluss treffend festzuhalten, so dass die Angehörigen und das medizinische Personal verstehen, was damit gemeint ist.

Wie kommen die bisherigen Beratungen bei Ihren Klientinnen und Klienten an?
Das Pilotprojekt ist sehr gut angelaufen und die Nachfrage nach ACP-Beratungen ist momentan erfreulich hoch. Meine bisherigen Kundinnen und Kunden haben zurückgemeldet, dass sie das Gespräch als hilfreich und spannend erlebt haben. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit, das Hinterfragen ihrer Gedanken und Wünsche haben ihnen geholfen, sicher zu sein mit den Entscheidungen, die sie in der Standortbestimmung festgehalten haben. Für alle ist es ein befreiendes, gutes Gefühl, diese Standortbestimmung nach ACP erstellt zu haben und damit ihre Angehörigen und sich selbst zu entlasten.

Wir sind für Sie da

Unsere 130 Beratungsstellen stehen Ihnen beim Ausfüllen und Erstellen der Vorsorgedokumente sowie bei Fragen zur Seite.