Finanzdelikte im Internet haben stark zugenommen. Die Verunsicherung bei Seniorinnen und Senioren, die zunehmend online unterwegs sind, ist entsprechend gross. Roland Jost arbeitet als Sicherheitsberater bei der Luzerner Polizei und klärt mit Pro Senectute Kanton Luzern ältere Menschen und ihre Angehörigen über Finanzmissbrauch und Internetdelikte auf.
«Betrug kann jedem passieren, ob Jung oder Alt»: Roland Jost klärt als Sicherheitsberater der Luzerner Polizei unter anderem ältere Menschen über finanziellen Missbrauch auf (Bild zvg).
«Altersschlau statt reingetappt» heisst die Veranstaltungsreihe, die Pro Senectute Kanton Luzern diesen Herbst lanciert hat, um ältere Menschen vor Finanzdelikten zu schützen. Als Referent und Podiumsteilnehmer gibt Roland Jost von der Luzerner Polizei den Seniorinnen und Senioren Tipps, wie sie Betrugsversuche erkennen und sich richtig verhalten. «Die Berührungspunkte und Einfallstore für Betrüger sind durch die Verbreitung digitaler Kommunikationsmittel zahlreicher und vielfältiger geworden», stellt Jost fest.
Viele haben es auf die Generation 65+ abgesehen, die zunehmend online unterwegs ist: Drei Viertel der Seniorinnen und Senioren nutzen gemäss der Studie «Digital Seniors 2020» in der Schweiz das Internet regelmässig. Zwei Drittel besitzen Tablets oder Smartphones. Dennoch ist laut Jost die Verunsicherung der älteren Bevölkerung in Bezug auf Cyber-Kriminalität gross – ebenso das Bedürfnis nach Aufklärung. Die Pro Senectute Organisationen, die digitale Kurse anbieten, legen deswegen ein Augenmerk auf den verantwortungsbewussten Umgang mit digitalen Endgeräten und persönlichen Daten.
Ein Grossteil der Betrugsfälle im Internet wird aus dem Ausland orchestriert. Ermittlungen in der Schweiz gestalten sich daher schwierig und aufwendig. Umso zentraler ist die Prävention. «Wir raten den Seniorinnen und Senioren zu einem gesunden Mass an Misstrauen. Wenn etwas zu gut klingt, dann ist es meistens zu gut, um wahr zu sein», so Jost. Ob am Telefon oder im Internet: Jost empfiehlt, stets zurückhaltend zu sein mit den eigenen Daten: «Keine Bank fragt jemals unverschlüsselt nach einem Passwort.»
Leider wird eine hohe Dunkelziffer an Betrugsfällen gar nie zur Anzeige gebracht. Das geschieht insbesondere dann, wenn ältere Menschen zur Zielscheibe von Maschen werden, die deren Einsamkeit oder Gutmütigkeit ausnutzen. Jost nennt das Beispiel einer älteren Frau, die via WhatsApp-Chat einen angeblichen Nato-Offizier kennenlernte, der vorgab, in Syrien im Einsatz zu sein. Als er sie in der Schweiz besuchen wollte, überwies ihm die Frau das Geld für die Flugtickets. Seither hörte sie nie wieder etwas von ihm. Selbst als eine Freundin die Frau dazu bewog, der Polizei Meldung zu machen, fiel es der Frau schwer, zu glauben, Opfer eines Betrugs geworden zu sein – zu ungeheuerlich schien ihr diese Vorstellung. Andere Opfer wiederum schämen sich, von ihrem Fall zu berichten. «Dabei wäre das für die Polizeiarbeit so wichtig», sagt Jost und spricht allen Opfern Mut zu, sich im Verdachtsfall bei der Polizei zu melden: «Betrug kann jedem passieren, ob Jung oder Alt. Die Opfer trifft keine Schuld.»