Erst agil, dann fragil

Viele Seniorinnen und Senioren sind mit zunehmendem Alter auf Unterstützung angewiesen. Aufgrund sozialer Unterschiede haben nicht alle den gleichen Zugang zu Hilfsangeboten. Besonders vulnerable Personen sind benachteiligt.

Ein älteres Ehepaar ist am tanzen.

«Beim Übergang vom dritten ins vierte Lebensalter sind Betroffene oft auf Unterstützung angewiesen.»

Der Übergang vom «dritten» zum «vierten» Lebensjahr

Das Alter beginnt aus sozialpolitischer Sicht mit der Pensionierung: Es wird in ein drittes und ein viertes Lebensalter aufgeteilt. Entscheidend ist dabei nicht das chronologische Alter einer Person – ausschlaggebend sind ihre körperlichen Kapazitäten. Im dritten Lebensalter können Pensionierte ihre neugewonnene freie Zeit auskosten, neue Erfahrungen sammeln, sich verwirklichen und sich für die Gesellschaft einsetzen. Das vierte Lebensalter zeichnet sich durch Altersschwäche, Pflegebedürftigkeit und Abhängigkeit aus – es mündet in den Tod. Beim Übergang vom dritten ins vierte Lebensalter sind Betroffene oft auf Unterstützung angewiesen. Die Möglichkeit, sich Unterstützung zu erschliessen, ist jedoch nicht bei allen Seniorinnen und Senioren gleich.

Studie: Erst agil, dann fragil - Übergang vom «dritten» zum «vierten» Lebensalter bei vulnerablen Menschen

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Vulnerabilität älterer Menschen

Vulnerablen älteren Menschen fehlt es oft an Geld. Sie leben isoliert, haben mit Sprach- und Verständnisschwierigkeiten zu kämpfen und sind in ihrer Mobilität eingeschränkt. Besonders Seniorinnen und Senioren mit geringen Ressourcen sind auf die Unterstützung durch Hilfsangebote angewiesen.

Erschwerter Zugang zu Unterstützung

Die Pro Senectute Organisationen bieten vielfältige Unterstützung. Damit diese wirksam werden, müssen sie vulnerable Menschen erreichen. Mangelnde Sprachkenntnisse oder Ressentiments, auf keinen Falls staatliche Leistungen beziehen zu wollen, erschweren die Inanspruchnahme eines Angebots. Auch fehlende Transportmöglichkeiten verhindern eine Nutzung der Angebote. In Bezug auf die Angebote im Altersbereich zeigen sich kantonale Unterschiede: Vor allem im Bereich der Hilfen zu Hause lassen sich Differenzen in den angebotenen Leistungen und ihren Preisen erkennen. Diese Ungleichheit erschwert gerade vulnerablen Menschen den Zugang zu Unterstützungsangeboten für das selbstständige Leben in den eigenen vier Wänden.

Pflege und Betreuung

Die Abgrenzung von Pflege und Betreuung erweist sich als schwierig: Sie sind eng miteinander verknüpft. Sie finanzieren sich jedoch aus unterschiedlichen Quellen. Die obligatorische Krankenversicherung übernimmt die Pflegekosten bis zu einem bestimmten Betrag. Die Kosten der hauswirtschaftlichen Hilfeleistungen, der ambulanten, wie auch der stationären Betreuung gehen zulasten der Hilfsbedürftigen. Die Ergänzungsleistungen beteiligen sich an den anfallenden Ausgaben. Die schweizerische Gesetzgebung regelt bis jetzt nicht, welche Leistungen die Betreuung umfasst und wie der Zugang zu dieser Hilfe für alle gewährleistet werden soll. Die Studie fordert eine ganzheitliche Sicht von Betreuung und Pflege im Sinne einer «Sorgenarbeit» im Alter.